Radio Georgien

Deutschsprachiger Dienst
Die Brücke von Georgien nach Deutschland

 

Eingestellt: Radio Georgien sendet nicht mehr

Am 1. Dezember 2005 hat das deutsche Programm des Georgischen Auslandsdienstes den Sendebetrieb eingestellt. Die vierzehnjährige Geschichte der kurzen aber fruchtbaren und erfolgreichen Tätigkeit des deutschen Radiodienstes in Georgien ist damit beendet.

Der Auslandsdienst wurde 1991 beim damals Staatlichen Rundfunk Georgiens gegründet – in einer der schwersten Periode der neuesten Geschichte Georgiens. Vor dem Hintergrund der verschärften Beziehungen zwischen Moskau und Tiflis und in Anbetracht der Informationssperre, in der die übrige Welt über die Entwicklungen in Georgien nahezu nur über Moskau informiert wurde, war die Gründung des Auslandsrundfunks mit Redaktionen anfangs in drei Sprachen (Russisch, Englisch, Deutsch) ein gewagter und progressiver Schritt zur Annährung und Integration zwischen der jungen, unabhängigen Republik Georgien und dem Westen. Es war die Zeit, wo im Lande der Bürgerkrieg tobte, das wirtschaftliche und öffentliche Leben lahm lag und alle Informationen über die Entwicklungen in Georgien über Moskau liefen. Damals war der Auslandsdienst eine der wenigen medialen Brücken in die Außenwelt, eine Möglichkeit der demokratischen Weltöffentlichkeit ein reales Bild von den Geschehnissen im Lande vermitteln zu können.

Ein Bild der Vergangenheit: Lia Mumladze
und Irina Gegetschkori "On Air"

Im August 2004 wurde ein erster Versuch unternommen, den Auslandsdienst angeblich wegen finanzieller Probleme einzustellen. Dank unzähliger Protestbriefe unserer Hörer und Protestaktion der „Freunde von Radio Georgien“ hat damals der Vorstand das Auflösungsverfahren rückgängig gemacht.

Genau ein Jahr später sollte der Auslandsdienst die Sendungen in acht Sprachen (mit Ausnahme der russischen und ossetischen) auf Anordnung der Rundfunkleitung kurzfristig einstellen. Als Grund wurden die veraltete Technik und reparaturbedürftigen Sendeanlagen genannt – und dies obwohl vorher die neue Führung in Gesprächen mit den Mitarbeitern des Auslandsdienstes den Auslandsrundfunk als „besonders wichtig“ bezeichnete und eine Auflösung völlig ausgeschlossen hatte.

Seit dem Vorstandswechsel im Hörfunk haben wir gehofft, nun würden unsere Probleme letztendlich gehört und gelöst. Das Gegenteil war der Fall. Das Versprechen, die zur Wiederaufnahme des Sendebetriebs nötigen Finanzen würden gefunden, wurde nicht eingehalten. Das auf 16 Millionen Lari angewachsene Budget der öffentlich-rechtlichen Anstalt sieht leider die Finanzierung des georgischen Auslandsdienstes - darunter der deutschen Redaktion - nicht vor.

Der Auslandsdienst von Radio Georgien war die einzige Informationsquelle in mehreren Fremdsprachen aus unserem Land, eine Brücke zwischen Georgien und Europa, der wichtigste Botschafter und zugleich die Visitenkarte für das Ausland. Wir sind der Meinung, daß in einer Zeit, wo sich die EU weiter nach Osten verschoben hat und sich damit unserem Land genähert hat, muß mit einem steigenden Interesse und Informationsbedürfnis gerechnet werden. Georgien hat eine besonders schwierige Zeit hinter sich und ist auf dem Weg in eine bessere Zukunft. Es braucht die Erfahrungen der Länder, die denselben Weg gegangen sind, damit auch wir eine vollkommen entwickelte Zivilgesellschaft haben.

 Irina Gegetschkori/Lia Mumladse